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1960 wurde die 33 Jahre bestehende Streichmusikabteilung aufgelöst.

Nach dem – vorläufigen – Rückzug Udo Botzenharts übernahm Kassier Alfred Hänle zusätzlich das Amt des 2. Vorstands.

Das 40jährige Vereinsjubiläum war in eine „Söflinger Festwoche“ eingebettet, welche vom 3. bis zum 12. Juni währte. Der Ablauf setzte sich, Freitagabend beginnend, zusammen aus einer internen Feier im „Schößle“ unter Mitwirkung des Blasorchesters und des Liederkranz Söflingen, am Samstag traf die Knabenmusik Zürich (158 Musiker und Tambouren sowie 25 Mitglieder aus Kommission und Direktion) ein und zog als Werbung für den „Schweizer Abend“ im Festzelt auf dem Schulhof (Fassung: 2500-3000 Personen; nebenbei bemerkt betrug der Preis für die Maß Münsterbier 1,60 DM) durch die Straßen Söflingens. Mit ihnen waren das 26 Mann zählende Jodel-Doppelquartett Zürich-Altstetten, ein Alphornbläser und ein Fahnenschwinger angereist. Nach dem Festgottesdienst am Sonntag (700 Jahre Kloster) gaben die Knabenmusik und Jodler ein Frühschoppen, nachmittags der Musikverein ein Festkonzert mit dem Vichy-Programm von 1959, abends unterhielten der MV Klingenstein sowie Humorist Heinrich Sembinelli aus Biberach. Der Montag startete mit einem Standkonzert der Eidgenossen auf dem Ulmer Münsterplatz, in Söflingen erfreuten der MV Stadtkapelle Laichingen, die Singgruppe, Sembinelli, der Liederkranz und das Blasorchester des Musikvereins. Nach einer Verschnaufpause war am Donnerstag ein volkstümlicher Abend mit dem „Schwarzwaldtrio Seitz mit der kleinen Gabriele“ angesagt, begleitet vom Musikverein. Zum bunten Abend „Freie Fahrt für frohe Laune!“ am Freitag servierte man „Jodlerkönig“ Franzl Lang, das „Christa-Vogel-Quartett“ (Musik und Gesang), die Komiker „Herr Fröhlich und Herr Schön“, das „Star Trio“ (Radartisten), die „Original Evelyn“ („Königin der Sprungelastik“), Fernsehclown Tüneff, Rudolf Paché (Hammondorgel) sowie als Moderator Ernst Rominger (Humorist/Parodist). Zum Abschluß der Festwoche führte der Vorstadtverein das Sommernachts- und Kinderfest durch. In beiden Fällen beteiligte sich der Musikverein ebenso wie am Festtag der katholischen Gemeinde zur Gründung des Klarissenklosters (1258).

In der Formation 8×20 wälzte sich die Knabenmusik Zürich durch Söflingens Gassen – da wurde es mitunter arg eng

Am Monatsende waren die Söflinger Patenkapelle beim 12. Bezirksmusikfest in Einsingen.

Bei der Weihnachtsfeier wurde für 40 Jahre aktives Musizieren Gottlob Bausch, Gottfried Mall und Andreas Jakober die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Die Kartei wies zu diesem Zeitpunkt 376 Mitglieder auf, die Einsatzliste für das Blasorchester 28, den Spielmannszug (13 Mitglieder) neun und die Singgruppe (26 Sängerinnen und Sänger) drei Veranstaltungen.


1961 gab Andreas Jakober die Vereinsleitung nach 27 Jahren ab (Ernennung zum Ehrenvorsitzenden), und so wählten die Mitglieder Stadtrat Udo Botzenhart zum Nachfolger. In Anbetracht dessen Verpflichtungsfülle im öffentlichen Leben wurde der Posten eines dritten Vorsitzenden geschaffen und mit Eugen Miller besetzt.

Andreas Jakober (1. Vors.), Alfred Hänle (2. Vors. u. Kassier), Udo Botzenhart (1. Vors.)

Fünf Übertragungswagen schickte der Süddeutsche Rundfunk (SDR) am 30. Mai nach Ulm, um die Münsterstadt in der 45minütigen Live-Sendung „Kreuz und quer durchs Schwabenland“ vorzustellen. Selbstverständlich erklang als musikalische Visitenkarte der Fischermarsch, später erfuhren die Radiohörer aus dem Äther, daß die Söflinger nicht irgendeine Blasmusik seien, sondern eine mit klangvollem Namen, der auf internationalen Wettbewerben begründet worden sei.

Am 17./18. Juni war man als Festkapelle beim Kreismusikfest Aichstetten (bei Leutkirch) als Festkapelle engagiert, beim Bezirksmusikfest in Bermaringen (8.-10. Juli) außer Konkurrenz mit dem Ehrenchor beteiligt.

Ulmer Knabenmusik wird ins Leben gerufen

Schwäbische Donauzeitung vom 21. Juli

Seit langer Zeit hat der Musikverein Söflingen den Wunsch, nach dem Vorbild der „Züricher Knabenmusik“, die bereits Gäste der Söflinger Musiker waren, eine „Ulmer Knabenmusik“ ins Leben zu rufen. Ein entsprechendes Gesuch des Musikvereins Söflingen fand bei der Stadtverwaltung freundliche Aufnahme, und der Verwaltungsausschuß hat sich entschlossen, der Knabenmusik einen finanziellen Zuschuß zu gewähren. Im Laufe der nächsten Wochen sollen die organisatorischen Vorbereitungen getroffen werden zur Gründung der „Ulmer Knabenmusik“.

Der Musikverein Söflingen – damit sollte der notwendige Nachwuchs gesichert werden – übernahm die Patenschaft, brachte seine eigene, etwa 20 Mitglieder zählende Jugendabteilung ein und stellte Instrumente sowie Ausbilder zur Verfügung; zum musikalischen Leiter wurde Kapellmeister Paul Kühmstedt bestellt. Die Stadt bewilligte dem Musikverein für den Aufbau einen Fonds von zunächst 10000 DM. Bis November meldeten sich für die UKM 130 Interessenten, davon waren 72 bereits „instrumentierte“ Zusagen; der Unterricht begann am 1. Dezember.

Im Herbst fuhr der Spielmannszug mit 15 Aktiven erstmals zu einem Landestreffen der baden-württembergischen Spielmanns- und Fanfarenzüge und konnte in Offenburg musikalisch gegen galauniformierte und bis zu 90köpfige Formationen hervorragend bestehen.


Am 20. Februar 1962 erkannte der Ulmer Gemeinderat dem Blasorchester „in geeigneten Fällen bei öffentlichem Auftreten“ den Ehrentitel „Stadtkapelle Ulm“ zu – allerdings votierte eine Stadträtin dagegen, welche der leicht snobistischen Meinung war, eine Blaskapelle passe zu Söflingen, entspreche aber nicht dem Stil der Stadt Ulm. Als Begründung wurden angeführt: 1.) die stadtweite Mitgliederstruktur, 2.) die erfolggekrönte Beteiligung im Ulmer Namen an nationalen und internationalen Musikwettbewerben, 3.) das Beispiel vieler anderer Städte, 4.) die Patenschaft für die UKM und 5.) als Zeichen der Würdigung für die zahlreich geleisteten Dienste bei städtischen Veranstaltungen. Zum dritten Punkt wäre zu ergänzen, daß die damals führenden, v. a. in Kreisstädten beheimateten Blasorchester Baden-Württembergs allesamt „Stadt“-Titel trugen und recht beträchtliche Förderungen seitens der Gemeinde erfuhren (Bestellung von Musikdirektoren, Instrumentenbeschaffung) – wohingegen die Söflinger in ihrem Vorwärtskommen mehr oder weniger auf sich gestellt waren und es mit eigener Kraft bewältigt hatten.

Nachdem im „Schlößle“ infolge eines Pächterwechsels „untragbare Verhältnisse“ vorherrschten, wurde das „Bräustüble“ als neues Vereinslokal ausgewählt; für die Proben stellte die Münsterbrauerei ihren Aufenthaltsraum zur Verfügung.

Obwohl sie – vorsichtig formuliert – nicht ganz unumstritten war („Lokalpatrioten“ sahen einen „Verkauf“ an die Stadt und das Eigenleben gefährdet) beschloß die Jahreshauptversammlung im April einstimmig die Umbenennung des Vereins in „Musikverein Ulm-Söflingen e. V. gegr. 1920 – Stadtkapelle Ulm“, daneben eine neue Satzung. Mitbegründer Jakob Jakober legt das Schriftführeramt, das er 28 Jahre innegehabt hatte, nieder und erhielt die Ehrenmitgliedschaft.

Im Juni stand das 3. Bundesmusikfest des „Deutschen Volksmusikerbundes“ in Ludwigsburg an. Für die neue Stadtkapelle waren damit drei Auftritte verbunden: zunächst das Wertungsspiel in der Kunststufe. In Kühmstedts „Musik für Blasorchester“ wurde die Stadthalle gründlich abgestaubt und den Juroren zufolge „beim Aufgebot des gesamten Schlagwerks […] leider im Klangvolumen die Grenze des Zuträglichen überschritten“ (Pflichtstück: „Ouvertüre Scherzando“ v. E. Majo); im Ergebnis wurden 114 v. 120 Punkten verliehen = I. Rang. Es folgten ein Sonderkonzert „Blasmusikkomponisten dirigieren eigene Werke“ mit vier Orchestern und schließlich das Galakonzert internationaler Spitzenorchester, wobei die Ulmer den DVB „untadelig“ vertraten.

Zur Ulmer Schwörwoche konnten weitere europäische Freundschaftsbande geknüpft werden. Zu Gast war die Harmonie „St. Caecilia“ Eygelshoven (Kerkrade, NL), welche u. a. dem Fischerstechen beiwohnte und sich aktiv an einem Festkonzert mit Feuerwerk im Stadion, am Nabada und den Feierlichkeiten im Klosterhof beteiligte.


In der ersten Vorstandssitzung des Jahres 1963 wurde dem neuen Schriftführer Babsch empfohlen, künftig „etwa gefallene Kraftausdrücke“ im Protokoll nicht mehr zu erwähnen. Dieser gab dagegen zu bedenken, daß das Zitat eines Kraftausdrucks die Härte einer Diskussion viel besser beschreibe als eine langatmige Schilderung.

Nach Prüfung der Satzung durch das Registeramt und einigen Präzisierungen wurde der seit Jahrzehnten aufgeschobene Eintrag ins Vereinsregister beim Amtsgericht vollzogen.

Vom 12. Bezirksmusikfest in Herrlingen ist eine Beteiligung beim Unterhaltungskonzert im Anschluß an das Festbankett überliefert.

Ende Juli weilte „het voornaamste muziekkorps van het 90000 inwoners tellende stadje Ulm“ zum „tegenbezoek“ in Eygelshoven. Ihm zu Ehren richteten die Gastgeber ein Volksmusikfest aus; auch ein Tagesausflug nach Rotterdam und Scheveningen war geboten.


Das Jahr 1964 verlief ohne besondere, größere Ereignisse. Festgehalten werden soll die selbstverständliche Beteiligung an der Festwoche zum 100jährigen der TSG Söflingen, wozu erneut die Züricher einquartiert wurden. Auch dem Bezirksmusikfest in Seißen wurde Referenz erwiesen[?].